Guten Morgen liebe Leserschaft,
heute gibt es wieder ein tolles Interview mit einer Autorin, die mich zuletzt mit zwei Büchern begeistern konnte - wenn auch unter zwei verschiedenen Namen.
Denn hinter Maja Winter verbrigt sich die Autorin "Lena Klassen" - bevor ich zu dem Interview komme gibt es ein paar Infos zur Autorin selbst.
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© by J. Klassen |
über die Autorin:
Maja Winter ist das Pseudonym der erfolgreichen Autorin Lena Klassen,
unter dem ihr Fantasy-Debüt beim Blanvalet Verlag erscheint. Sie wurde
1971 in Moskau geboren und wuchs in Deutschland auf, wo sie
Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie studierte – bis hin zu
ihrer Promotion an der Universität Bielefeld. Heute lebt die Autorin mit
ihrem Mann und ihren zwei Kindern in einem Haus im ländlichen
Westfalen.
Mehr Informationen findet ihr hier: http://www.lenaklassen.de/
Doch nun geht es weiter im Text. Ihr wartet jetzt sicher darauf endlich das Interview lesen zu dürfen. Okay, ich will mal nicht so sein und euch nicht länger auf die Folter spannen!
Das Interview
1. Was hat Sie zum Schreiben
gebracht? Haben Sie schon immer geschrieben oder kam es plötzlich,
wie aus dem Nichts und Sie haben sich gesagt: Heute will ich mal
versuchen einen Roman zu schreiben?
Ich
habe tatsächlich schon immer geschrieben – sobald ich schreiben
konnte, ging es los. Zunächst kleine, fantasievolle Geschichten, die
ich in Schreibhefte gekritzelt und mit Filzstift-Gemälden
illustriert habe. Im Laufe der Jahre wurden die Geschichten immer
länger. Der Gedanke, dass ich ja auch mal einen Roman in Angriff
nehmen könnte, kam mir mit zwölf. Von meinen frühen Versuchen im
Kinder- und Teenageralter profitiere ich übrigens noch immer – da
sind Ideen oder auch bloß Ideensplitter dabei, aus denen sich etwas
machen lässt, auch wenn es mit der Umsetzung damals noch haperte.
2.
Wer oder was inspiriert Sie? Wo nehmen Sie ihre Ideen her?
Fantasie
ist geheimnisvoll, und ich glaube nicht, dass man wirklich erklären
kann, wie man auf eine Idee kommt. Oder warum einem plötzlich eine
Idee so wichtig wird, dass man unbedingt daran weiterarbeiten will,
während andere jahrzehntelang in dunklen Schubladen schlummern. Was
ich jedoch dazu sagen kann: Ich tue mein Bestes, um den Ideen einen
guten Boden zu bereiten. Ich notiere alles, was sich verwenden lässt.
Träume, Gedankenfetzen, ein Gefühl, das man beim Lesen oder beim
Spazierengehen bekommt, Figuren, die mir unbedingt von sich erzählen
wollen.
3.
Wenn Sie Zeit zum Lesen finden, was lesen Sie dann am liebsten?
Bleiben Sie dem Genre treu in dem Sie selbst schreiben oder muss es
was gänzlich anderes sein?
Ich
schreibe in verschiedenen Genres, und genauso vielfältig ist meine
Lektüre. Am liebsten mag ich Fantasy und Phantastik, aber auch
Krimis, Jugendbücher, auch mal was Historisches (gerne mit einem
Schuss Phantastik), SF, Liebesromane, Gedichte, Kurzgeschichten,
Klassiker … Wichtig ist mir eine gute Geschichte mit lebensechten
Charakteren und ein ansprechender Stil. Und ich mag es, wenn ein Buch
noch länger nachhallt, einen beschäftigt, nicht bloß Fastfood
ist.
4. Was sind Ihre TOP 3 bei Büchern?
Das
ist schwer zu sagen, ich habe kein absolutes Lieblingsbuch, weil sich
das immer wieder ändert. Aber hier mal eine Topliste von Büchern
aus meinem Lieblingsgenre, die ich für etwas ganz Besonderes halte:
George
MacDonald: Lilith
Mervyn
Peake: Gormenghast
Evangeline
Walton: Die vier Zweige des Mabinogi
5.
Womit beschäftigen Sie sich, wenn Sie nicht gerade an versch.
Projekten arbeiten?
Was
für mich als Ausgleich für das viele Sitzen am Schreibtisch wichtig
ist: draußen sein, im Garten werkeln. Ich mag Katzen,
Mittelaltermärkte, Spieleabende, Wanderungen durchs Moor oder durch
herbstliche Buchenwälder. Und ich höre gerne Musik. Aber die
Autorin in mir ist immer dabei und sammelt Ideen und Eindrücke.
6.
Wieviel steckt von Ihnen und evtl. Personen aus ihrem Umfeld in ihren
Charakteren?
Ich
beobachte Menschen, aber ich würde nie jemanden eins zu eins als
Charakter verwenden. Es ist immer eine Mischung aus verschiedenen
Eigenschaften. Ich schreibe auch nicht autobiographisch. Es ist doch
viel spannender, Figuren zu entwerfen, die anders sind als ich, und
sie handeln zu lassen, wie ich es nicht könnte oder nicht will.
7.
Kennen Sie das, eine Schreibblockade zu haben? Markus Heitz sagte mir
mal bei einer Fragerunde im Rahmen einer Lesung, dass er immer
schreiben könne und er so etwas gar nicht kennt.
Ich
kann nicht immer schreiben, „Schreibblockade“ ist für mich aber
ein Wort, das ein wenig zu wichtigtuerisch daherkommt. Wenn ich nicht
im Garten arbeiten kann, habe ich ja auch keine
„Gartenarbeitsblockade“ – vielleicht regnet es oder es ist zu
kalt, vielleicht habe ich noch Rückenschmerzen vom Vortag. Wenn es
beim Schreiben nicht so klappt wie gewünscht oder gewohnt, kann das
ebenfalls ganz verschiedene Ursachen haben: von schlichten
Kopfschmerzen oder einer beginnenden Erkältung bis hin zu der Frage,
ob ich die Szene, an der ich gerade schreibe, vielleicht falsch
angegangen habe oder irgendetwas im Plot nicht richtig durchdacht
ist. Manche Projekte müssen auch eine geraume Weile reifen. Deshalb
gibt es auch keine allgemeingültige Lösung, sondern ich muss
herausfinden, woran es hakt.
8.
Was dürfen wir in naher Zukunft von Ihnen erwarten?
Ich
arbeite an einigen tollen Projekten, aber solange es keine Verträge
gibt, kann ich auch nichts versprechen. Zu „Wild“ soll es
jedenfalls eine Fortsetzung geben.
9.
Welche Tipps geben Sie denen, die selbst schreiben?
Viel
zu lesen und viel zu schreiben. Das ist das Wichtigste. Beim Lesen
auch über den Tellerrand des eigenen Genres blicken, gute Prosa
inhalieren. Und schreiben, schreiben, schreiben: Tagebuch, Briefe,
Kurzgeschichten, so viel und so vielfältig wie möglich. Schreiben
ist zu einem großen Teil ein Handwerk, das bedeutet: lernen und
üben. Wem es hilft: Ratgeber lesen, Seminare besuchen. Und nicht zu
früh über eine Veröffentlichung nachdenken. Wer unter der Dusche
singt, mietet ja auch nicht gleich einen Konzertsaal.
10.
Was fasziniert Sie daran einen FantasyRoman zu schreiben?
Dieselben
Dinge, die mich beim Lesen von Fantasy begeistern: in eine ganz
andere Welt eintauchen zu können, die ihren eigenen Regeln folgt.
Diese Regeln erfinden, Gedankenspielen folgen – Wie wäre es, in
einer Welt zu leben, in der ... (nach Belieben etwas einfügen). Und
dann die Figuren in dieser fremdartigen, meist gefährlichen Welt
aussetzen, während ich in meinem gemütlichen Zimmer sitze. Das hat
einfach was.
11.
Wie verlaufen bei Ihnen Recherchen zu einem neuen Buch? Man findet ja
alles im Internet, aber ob dies dann auch Hand und Fuß hat steht auf
einem anderen Blatt …
So
weit wie möglich versuche ich die Schauplätze, an denen ein Roman
spielt, selbst zu besuchen. Für „Magyria“ war ich in Budapest,
für „Das Geheimnis von Cliff Manor“ in Schottland. Das geht
natürlich nur, wenn eine Geschichte nicht in einer erfundenen Welt
spielt. Aber auch da gibt es oft Dinge, die mit allen Sinnen erfahren
werden können. Bevor ich mit der „Drachenjägerin“ begonnen
habe, in der eine Müllerstochter die Hauptrolle spielt, habe ich
Mühlen und Museumsdörfer besucht, einfach um ein Gefühl für eine
Welt zu bekommen, die technisch weit zurückliegt. Für „Die Säulen
der Macht“, wo es u.a. um Glasherstellung geht, war ich in einer
Glashütte. Wenn möglich, greife ich zu Fachbüchern oder frage
Bekannte. Ins Internet gehe ich natürlich auch. Aber ein Roman ist
keine Doktorarbeit und muss es auch gar nicht sein. Ich will eine
Geschichte erzählen und habe weder die zeitlichen noch die
finanziellen Möglichkeiten, um alles und jedes lückenlos
nachzuprüfen. Ich gehe sogar davon aus, dass in jedem meiner Bücher
Fehler sind, die ein Leser, der sich in der Materie auskennt,
bemerken wird – und die er mir hoffentlich verzeiht. Allerdings
werden auch immer einige Leute Dinge für falsch halten, die ich
genau recherchiert habe oder aus eigenem Erleben kenne.
12.
Haben Sie bestimmte Rituale, die eingehalten werden müssen bevor Sie
mit dem Schreiben beginnen? Ein besonderer Platz? Besondere Musik,
die Sie dabei hören? Stehen kleine Snacks bereit oder oder …
Hm,
ich habe Gewohnheiten, aber keine Rituale. Auch die Gewohnheiten sind
nicht starr. Zu manchen Geschichten passt Musik, die es mir hilft,
mich völlig in die Geschichte hineinzuversetzen. Zu anderen kann ich
überhaupt keine Musik ertragen. Da ich zu Hause arbeite, muss ich
mir keinen Picknickkorb packen, sondern kann mir jederzeit einen Tee
kochen oder für Energienachschub sorgen. Schokolade, Kekse, Obst ...
alles nur ein paar Schritte entfernt. Schriftsteller leben
gefährlich. ;)
Die Fragen stellte: Lu von Lu´s Buchgeflüster und ich sage "Danke für das Beantworten meiner Fragen" an Lena Klassen aka Maja Winter.
Neugierig geworden?
Dann findet ihr folgende Rezensionen auf meinem Blog:
Wild von Lena Klassen
Die Säulen der Macht von Maja Winter
Viel Spaß beim Lesen und euch noch einen schönen Donnerstag!
Lu